Wenn die Kartoffeln gepflanzt, die Runkelsamen ausgelegt waren und der Mai ins Land kam, dann begann in den Dörfern rund um das Moor die Zeit des „Meoergaohns“ zum Torfstechen. Wer als erster da war, „die schlaut dat Meoer up“ (der schloss das Moor auf). Das Arbeitsgeschirr und die weiße Strohmatte (Schur) wurden meist vorher in Moor gebracht, damit es gleich am ersten Tage schon parat war. Bei Beginn der Heuernte Mitte Juni musste der Torf raus sein.
Um Torf stechen zu können, musste zuerst das Wasser abgeleitet werden. Aus der entwässerten Kuhle wurden mit dem Torfmesser
30x10x10 cm große Torfstücke geschnitten. Jeweils 6 Torfstücke wurden zur ersten Trocknung zu einem „Pottsteohl“ (Topfstuhl) abgelegt, dass Sonne und Wind von allen Seiten die nassen Torfstücke
erreichen konnte. Da immer nur die oberen Torfstücke der Einwirkung von Sonne und Wind ausgesetzt waren und die unteren Stücke nur schlecht trockneten, nahm man nach einigen Wochen einen Umbau
vor. Die Torfstücke von 4 Pottstoehlen wurden zu einen pyramidenförmigen Gebilde - dem „Ring“ – aufgestapelt.
Die Abfuhr erfolgte in wettermäßig normalen Jahren möglichst vor der Getreideernte. „An‘n Torf briukt man denn nich mähr teo denken“ - an Torf braucht man dann nicht mehr zu denken, aber: „Hei mott en Schmierte hemmen kürnen“ – er muss das Schmeißen haben können. Dann glich die Brennqualität des älteren schwarzen Torfs („Schwatter“) etwa der von Braunkohle/Brikett.
Bildquelle: "Westfälische Volkskunde in Bildern - Wagen und Karren in Minden-Ravensberg" - Kapital Fahrzeuge im Torfabbau - Seite 140 von Katharina Schlimmgen-Ehmke, Münster-Hiltrup, Landwirtschaftsverlag, 1988, ISBN: 378431273X
So wurde hier im bäuerlichen Handtorfstichverfahren jahrhundertelang (bereits vor 1600) bis Anfang der 1960er Jahre – vereinzelt noch bis Mai 1971 - Torf als Brennmaterial gewonnen.